Pressemitteilung: 17.10.2024

ClientEarth-Beschwerde richtet sich gegen BlackRock wegen irreführender Nachhaltigkeitsangaben

  • Beschwerde fordert französische Finanzaufsicht auf, BlackRock zu untersuchen
  • Neue Analyse zeigt, dass die „nachhaltigen“ Fonds des US-Unternehmens in fossile Kraftstoffentwickler investiert haben
  • Greenwashing in der Finanzindustrie weit verbreitet, Investoren werden irregeführt

PARIS – ClientEarth hat die französische Finanzaufsichtsbehörde aufgefordert, BlackRock wegen des Vorwurfs der Irreführung von Investoren zu untersuchen, da eine Analyse zeigt, dass die sogenannten „nachhaltigen“ Fonds des US-Investmentgiganten über eine Milliarde Dollar in Investitionen in fossile Brennstoffe gesteckt haben. [1]

In der diese Woche bei der Autorité des marchés financiers eingereichten Beschwerde wird die falsche Bezeichnung von Investmentfonds als „nachhaltig“ beanstandet. Die Beschwerde stellt die Bezeichnung der „nachhaltigen“ Fonds von BlackRock in Frage, da sie in Unternehmen investieren, die fossile Brennstoffe fördern, darunter ExxonMobil, Shell, TotalEnergies, Chevron und BP. [2]

Die Jurist*innen von ClientEarth argumentieren, dass es irreführend und ein Verstoß gegen EU-Richtlinien und -Verordnungen ist, Fonds als nachhaltig zu bezeichnen, wenn diese Fonds in Unternehmen für fossile Brennstoffe investieren, die ihr Geschäft ausweiten oder anderweitig nicht mit den im Pariser Abkommen festgelegten Temperaturzielen vereinbar sind.

Aufbauend auf einer Analyse der französischen Organisation Reclaim Finance hat ClientEarth 18 aktiv verwaltete Investmentfonds für Privatanleger*innen ermittelt, die in Frankreich unter dem Namen „nachhaltig“ vermarktet werden und zusammen mehr als eine Milliarde US-Dollar in fossile Brennstoffe investiert haben. Die Fonds sind mit ein Prozent bis 27 Prozent ihres verwalteten Vermögens in fossilen Brennstoffen investiert, wobei der Großteil in Unternehmen fließt, die ihre Kapazitäten für fossile Brennstoffe erweitern oder neue Kapazitäten entwickeln.

ClientEarth Jurist, Alex Bennett, sagte:

„Es gibt eine hohe Nachfrage nach nachhaltigen Anlageprodukten, aber es ist ein offenes Geheimnis in der Finanzbranche, dass Greenwashing weit verbreitet ist.

„Unsere Analyse zeigt, dass Investor*innen durch die sogenannten „nachhaltigen“ Fonds von BlackRock unwissentlich Investitionen in Höhe von über einer Milliarde in Unternehmen für fossile Brennstoffe tätigen könnten, vor allem in Unternehmen, die ihre Geschäfte mit fossilen Brennstoffen ausbauen.

„Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte der französischen Erwachsenen Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen und dass 75 Prozent sagen, dass die Auswirkungen von Investitionen auf die Umwelt wichtig sind. [3]

„Diese BlackRock-Fonds täuschen Investor*innen durch ihre ungenauen Behauptungen. Anstatt nachhaltig zu investieren, wird das Geld der Kund*innen dazu verwendet, riesige Kapitalmengen zur Unterstützung der Expansion fossiler Brennstoffe bereitzustellen.

„Letztendlich verschaffen übertriebene Nachhaltigkeitsversprechen diesen BlackRock-Fonds einen Wettbewerbsvorteil, verzerren den Wettbewerb auf dem Markt und lenken Kapitalströme von wirklich nachhaltigen Produkten ab.“

BlackRock ist mit einem Portfolio von 9 Billionen US-Dollar der weltweit größte Investmentmanager. BlackRock gab kürzlich bekannt, dass das Unternehmen 41 Milliarden Euro für seine Kund*innen in Frankreich verwaltet. [4]

Der Vermögensverwalter ist mit einem Engagement von mehr als 400 Milliarden US-Dollar der zweitgrößte institutionelle Investor in fossile Brennstoffe insgesamt und einer der Vermögensverwalter mit dem höchsten Anteil an „nachhaltigen“ passiven Fonds, die in die Expansion fossiler Brennstoffe investiert sind. [5]

Starke Durchsetzung erforderlich

ClientEarth fordert von der französischen Regulierungsbehörde eine starke Reaktion bei der Durchsetzung, um Transparenz und Schutz für Investor*innen zu gewährleisten.

Außerdem fordert ClientEarth BlackRock auf, seine „nachhaltigen“ Fonds zu bereinigen, indem es sich von Unternehmen, die in fossile Brennstoffe expandieren, zurückzieht, oder zumindest akzeptiert, dass es diese Fonds nicht länger als „nachhaltig“ bezeichnen kann, solange sie Gelder in die Expansion fossiler Brennstoffe oder in Unternehmen investieren, die die Temperaturziele des Pariser Abkommens nicht einhalten.

Die Jurist*innen argumentierten auch, dass jede Durchsetzungsmaßnahme oder Änderung der Vermarktung dieser Fonds in Frankreich auf den europäischen und britischen Märkten wiederholt werden sollte.

Die Beschwerde hebt die kürzlich veröffentlichten Leitlinien der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde zur Benennung von Fonds hervor, die nach Ansicht der Jurist*innen ihr Argument stützen, dass es inkonsequent ist, wenn „nachhaltige“ Fonds in Unternehmen investieren, die einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen aus fossilen Brennstoffen erzielen. Diese Leitlinien sollen ab dem 21. Mai 2025 für bestehende Fonds gelten und bieten Investmentfonds einen weiteren Grund, ihre „nachhaltigen“ Fonds zu bereinigen.

Im März dieses Jahres veröffentlichte Reclaim Finance eine marktweite Untersuchung zum Greenwashing passiver Fonds durch Vermögensverwalter. Reclaim Finance stellte fest, dass 72 Prozent der „nachhaltigen“ passiven Fonds von BlackRock, für die Daten verfügbar waren, von der Expansion fossiler Brennstoffe betroffen waren. [6]

Der Bericht hob auch das Fehlen von Finanzierungsrichtlinien für fossile Brennstoffe von BlackRock hervor – dem Vermögensverwalter mit Hauptsitz außerhalb Europas und dem größten passiven Portfolio. [7]

Als Reaktion auf diesen Bericht zitierten die Medien damals BlackRock mit den Worten, der Vermögensverwalter habe Umwelt-, Sozial- und Governance- oder ESG-Aspekte in die Investitionsentscheidungen für alle seine aktiven Fonds einbezogen, und erklärte: „Wir fordern alle Unternehmen auf, offenzulegen, wie ihr Geschäftsmodell mit dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft vereinbar sein wird.“

ENDE

Hinweise an die Redaktion:

Ein vollständiges Q&A-Dokument (auf Englisch) finden Sie hier.

Fußnoten:

[1] Daten aus der Analyse von 18 Blackrock-Fonds durch Reclaim Finance auf der Grundlage von Morningstar-Daten vom 17. Juli 2024.

[2] Shell, ExxonMobil, Chevron, BP und TotalEnergies waren laut der Datenbank „Carbon Majors 2024“ von InfluenceMap zwischen 2016 und 2022 die fünf größten Emittenten von Unternehmen im Besitz von Investoren.

[3] Die Ergebnisse einer AMF-Umfrage aus dem Jahr 2023 finden Sie hier.

[4] Siehe: BlackRock en France | À propos de BlackRock | BlackRock

[5] Daten, die der Analyse „Investing in Climate Chaos“ von Urgewald zugrunde liegen; Bericht „Unmasking Greenwashing“ von Reclaim Finance.

[6] Siehe S. 10 und S. 14-15 des „Unmasking Greenwashing“-berichts von Reclaim Finance.

[7] Siehe S. 28 des oben genannten Berichts.

Analyseergebnisse:

Die Analyse von ClientEarth hat mehrere Fälle irreführender Praktiken aufgedeckt, darunter:

  • Beteiligungen an fossilen Brennstoffen, die mit dem Namen „nachhaltiger“ Fonds unvereinbar sind;
  • Verstöße gegen die eigenen Versprechen des Fonds, bestimmte Investitionen aus seinem Portfolio auszuschließen, nämlich Investitionen in Unternehmen für Kraftwerkskohle;
  • Anlageziele des Fonds, die nicht erklären, dass der Fonds in Unternehmen investieren wird, die nicht „nachhaltig“ sind;
  • Nichteinhaltung der europäischen Offenlegungspflichten gemäß der Offenlegungsverordnung für nachhaltige Finanzen.

Über ClientEarth – Anwälte der Erde

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